Vor dem Haus Dortmunder Straße 2 erinnert ein Stolperstein an Karl Bublitz, der bis zu seiner Verhaftung 1944 dort lebte. Die SPD Alt-Moabit ist Patin dieses Stolpersteins.
Karl Bublitz wurde am 19.01.1882 in Posen / Poznań geboren. Er machte eine Ausbildung zum Kaufmann. 1907 heiratete er die Jüdin Klara Jacob, die eine Schwester von Mathilde Jacob, Rosa Luxemburgs Sekretärin, war. Er wurde 1910 Geschäftsführer beim Zentralverband der Angestellten, einer Gewerkschaft. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg trat er in die SPD ein, wechselte 1917 zur USPD und kehrte 1922 zur SPD zurück. Seit 1929 arbeitete er beim Berliner Arbeitsamt Nord.
Karl Bublitz war von 1921 – 1933 Berliner Stadtverordneter, zuerst auf Stadtwahlvorschlag der USPD, in den darauffolgenden Jahren auf Vorschlag der SPD. Von 1926 – 1933 vertrat Karl Bublitz den Wahlkreis 2 im Bezirk Tiergarten in der Berliner Stadtverordnetenversammlung. 1933 wurde er als Stadtverordneter wiedergewählt.
Nach dem SPD-Verbot vom Juni und der Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Stadt- und Bezirksverordneter verboten. Bublitz verlor auch seinen Vorstandsposten bei der AOK der Stadt Berlin und seine Stelle als Direktor des Arbeitsamtes. Zunächst machte er sich selbständig und eröffnete ein Holzgeschäft an der Gotzkowskybrücke, das er aber 1937 aufgeben musste. Danach arbeitete er als Versicherungsangestellter.
Er wurde am 22.8.1944 im Zuge der Aktion „Gewitter“ verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Die Aktion „Gewitter“ war einer Verhaftungsaktion der Gestapo nach dem Attentat vom 20. Juli 1944, die ehemaligen Mandatsträgern und Funktionären der Weimarer Republik galt.
Sein Sohn Felix Bublitz beschreibt 1958 die Verhaftung so:
Karl Bublitz wurde am 22. August 1944 von zwei Kriminalbeamten festgenommen und mit der Straßenbahn 44 zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. Bis zum Eingang Kaiserstraße habe ich ihn begleitet und dort das letzte Mal gesehen. Mit den Namen der Beamten und der Nummer des Haftbefehls kann ich Ihnen leider nicht dienen. […] Mein Vater schrieb dann später aus dem KZ Sachsenhausen. Der letzte Brief war von Anfang Februar 1945. Die Schutzhaftnummer war 93040, Block 34. Er soll im Februar 1945 mit dem Zuge nach Bergen-Belsen gebracht worden sein.
Anfang Februar 1945 erhielten seine Frau und sein Sohn Felix, der als „Mischling“ seit 1944 zur Zwangsarbeit verpflichtet war, den letzten Brief von Karl Bublitz aus Sachsenhausen. Danach kam nur noch ein Zettel, unterschrieben von einem SS-Hauptscharführer, aus der Poststelle von Sachsenhausen: „Das hier für Karl Bublitz abgegebene Packet ist nicht zustellbar und ist bis 17.2.1945 auf der Poststelle abzuholen, ansonsten der Inhalt dem Schutzhaftlager zur Verteilung übergeben werden muss.“ Nach dem Tod seiner Mutter wanderte Felix Bublitz 1950 nach Australien aus. Er beantragte erfolgreich eine Entschädigung für die Einkommensverluste seiner Familie.
Die biografischen Informationen wurden vom Verein Aktives Museum e.V. zusammengestellt.
Die Verwendung des Portraits von Karl Bublitz erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.